Berlin Biennale: von mir aus
Kuratieren – Sei kein Egospieler!
Mit: Naida Abdusalamova, Diana Bill, Nina Linh Ha Dang, Engelina de Winder, Emma Floßmann, Anna Guminska, Julia Ivanenkov, Eline Khachatryan, Andrej Kornev, Charlotte Lipp, Minh Anh Vanessa Nguyen, Thao Anh Nguyen, Kora Preißler, Sophie Sarkis, Marija Sevcovica, Lily Xu, 12. Jahrgang des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums
Künstlerische Leitung: Seraphina Lenz. Lehrerin: Caren Buschko
Die Schüler*innen erhalten die Position eines Kurator*innenteams für die Ausstellung der Exponate im Kunstquartier Bethanien. Aber was ist ein/e Kurator*in? In zehn Unterrichtseinheiten werden relevante Themen des Kuratierens bearbeitet. Auswahl und Zusammenstellung von Exponaten, thematische Ausrichtung bzw. Botschaft einer Ausstellung, Raumkonzept und Hängung, Position des Kurators im Gefüge einer Ausstellung bzw. Museums und eines Betriebssystems. Arbeitsformen: Bebilderte Inputs, Diskussion, räumliche Wahrnehmungsübungen, Modellbau, Textlektüre, Konzeptentwicklung. Die Gruppe entwickelte von der ersten Stunde an eine lebhafte Diskussionskultur. Auf Grundlage des Inputs zum kuratorischen Konzept der 10. Berlin Biennale und der Vorstellung der Exponate für die Ausstellung im Kunstquartier Bethanien entwickelten die Schüler*innen eigene Konzeptideen, in denen sie Inhalte miteinander verknüpften, Raumbezüge herstellten und übergreifend über die Botschaft der Ausstellung reflektierten. Sie bauten ein Modell, in das gemeinsam die Ausstellung hinein geplant wurde und das selber auch Teil der Ausstellung ist. Beim Aufbau sind die Schüler*innen dabei – analog zu Harald Szemanns Motto „Von der Vision bis zum Nagel“. Bemerkenswert war das hohe konzeptionelle Abstraktionsvermögen der Schüler*innen. Erwähnenswert ist außerdem, dass die Schüler*innen die Ergebnisse der verschiedenen Gruppen aus den Bezirken sehr unterschiedlich bewerteten. Hier zeigten sich Unterschiede bezogen auf den Zugang zum Bildungssystem. Die kuratorische Arbeit mit Schüler*innen war sehr produktiv. Sie bildete eine Schnittstelle zu allen Projekten. In einem nächsten Vorhaben würde ich das Kuratieren gleich zu Beginn des Projekts thematisieren und eine Gruppe von Schüler*innen-Kurator*innen mit den Konzepten sowie dem Kurator*innen-Team der Biennale bekannt machen. Es könnte sofort, anhand der Forschungsergebnisse der Labore 1-6, am kuratorischen Konzept der Jugend-Biennale gearbeitet werden. An der Schnittstellenarbeit hat sich gezeigt wie extrem unterschiedlich die Zugänge zum Bildungssystem sind – je nachdem wo ein Kind auf welche Schule geht und in welchem Umfeld es aufwächst. Eine Jugend-Biennale sollte auf diese Ungleichheiten aufmerksam machen und könnte auch das Bildungssystem selbst zur Diskussion stellen. Die kuratorische Arbeit daran sollte in gesellschaftlich gemischten Gruppen stattfinden, einen Beitrag zum Sichtbarmachen von Segregation leisten und uns alle zu deren Überwindung inspirieren. Seraphina Lenz